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Von den Anfängen bis heute. Die Geschichte unserer Wehr.

Aus der Schulchronik:

 

„Durch Feuerlärm erschreckt wurden die Einwohner am 8. August 1893. hell auflodernd standen in kürzester Zeit die Gebäude des Herrn Högl (Nr. 30), Loidol (Nr. 29) und Schernhorst (Nr. 28), die auch dem Elemente zum Opfer fielen. Auf welche Weise der Brand zum Ausbruche kam, konnte nicht eruiert werden. Bei diesem Unglücke zeigte es sich, wie nothwendig für den hiesigen Ort eine Feuerwehr sei. Die erste Hilfe wurde durch Schiffleute, die gerade Mittagsrast hielten und auf der Bergfahrt nach Nicola begriffen waren, geleistet. Durch das gerade vorbeifahrende Linzer Postschiff wurde die Feuerwehr in Spitz avisiert, die auch bald erschien. Auf dem vorbeifahrenden Dampfer war Sr. Kais. Hoheit Erzherzog Otto. Außer der Feuerwehr Spitz waren noch erschienen die von Schönbühel, Laach, Weissenkirchen und Arnsdorf. Dank der Windstille konnte der brand bis gegen 3 Uhr nachmittags bewältigt werden.

Dieser Unglücksfall gab nun mächtigen Impuls zur Errichtung einer Feuerwehr, die denn auch wirklich in der Versammlung am 12. September 1893 gegründet wurde. Zum Obmanne wurde Herr Carl Weihs, zum Stellvertreter H. Bergkirchner, zum Cassier H. Mühlberger, zum Schriftführer H. Josef Christelbauer gewählt. – Auch in unserem Gegenüber beschleunigte dieses Brandunglück die Gründung einer Feuerwehr, die denn auch schon Sonntag den 5. November 1893 ihre Spritzenweihe feiern konnte.“  

 

Am 12. September 1893 wurde die Gründungsversammlung abgehalten. Die Statuten der Freiwilligen Feuerwehr Aggsbach Markt wurden am 29.09.1893 von der k.u.k. Stadthalterei Wien genehmigt. Den 29 Gründungsmitgliedern unserer Wehr stand folgendes Kommando vor: Hauptmann: Karl Weihs Hauptmann-Stv.: Johann Bergkirchner Schriftführer: Josef Christelbauer Cassier: Karl Mühlberger Spritzenmeister: Johann Loidol Steigerführer: Franz Fischer Schutzmann: Franz Endres Ausschussmitglied: Josef Koller

 

Die Gründungsjahre unserer benachbarten Wehren: 1868: Spitz 1876: Emmersdorf 1891: Maria Laach 1893: Aggsbach Dorf 1895: Willendorf 1926: Schwallenbach 1937: Gossam

 

1893-1900

 

Schon in den ersten Jahren musste unsere Feuerwehr einige Einsätze bestehen. Auszüge aus den Chroniken der Feuerwehr und der Pfarre:

 

1894: 10 Mann rückten zur Hilfeleistung zu dem Brande in Loitzendorf aus, konnten aber nicht mehr in Wirksamkeit treten, da das Objekt bereits abgebrannt war. Ebenfalls 1894 wurde der erste Feuerwehrball abgehalten, mit einem Reinertrag von 17 fl 74 kr. Die Freiwillige Feuerwehr möchte an der Fronleichnamsprozession teilnehmen, erhält aber vom Pfarrer keine Erlaubnis, in Uniform daran teilzunehmen. In den nächsten Jahren durfte die Feuerwehr dann in Uniform teilnehmen, jedoch ohne Helm. Erst 1898 erlaubte der Pfarrer, nach Rücksprache mit dem Bischof von St. Pölten, der Feuerwehr auch mit Helm an der Prozession teilzunehmen. Beim Evangelium und bei der Erteilung des Segens ist dieser jedoch abzunehmen.

 

1895: Unsere Wehr wird zu einem Brand nach Aggsbach Dorf gerufen und hatte den Brand bis zum Eintreffen der Ortsfeuerwehr bereits localisiert. Dafür erhält sie als Remuneration 20 fl. Im Juni bricht in der Mühle des Leopold Dattler in Groisbach ein Brand aus, dem das Mühlgebäude zum Opfer fiel. Durch das rasche Eingreifen unserer Feuerwehr und das Abreißen der Dachung am Wohngebäude war es möglich, dasselbe zu erhalten.

 

1897: Am 27. Juni um 8 Uhr abends schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in die Scheune des Herrn Wilhelm in Seeb ein, und dessen Hof, wie auch der des Nachbarn Hebenstreit, wurden ein Raub der Flammen. Bei diesem Brand kamen Johann Zauner und Anton Schilcher durch Ersticken ums Leben. Wegen des in der Nacht herrschenden Unwetters konnte die Spritze erst in der Früh des nächsten Tages nach Seeb hinaufgebracht werden. Man konnte nur noch die Brandreste abdämpfen. Im August kam es zu einer großen Hochwasserkatastrophe. Die Fluten der Donau waren nur um 60 cm niedriger als im Jahre 1862.

 

1898: Waldbrand in Seeb (bei Hebenstreit) 11. Dezember: 4 Mann fuhren per Rad zu einem Brand nach Spitz um Hilfe zu leisten

 

1899: Im September war eine große Überschwemmung, die einen nur um 20 cm niedrigeren Wasserstand lieferte als die Überschwemmung von 1862. Die Männer der Feuerwehr standen 7 Tage und Nächte dauernd im Einsatz.

 

 

1900-1945

 

Auch in den folgenden 40 Jahren hatte unsere Wehr wieder einiges zu tun:

 

1901: Brand in Aggsbach Dorf und Waldbrand in Schwallenbach

 

1914-1918: In den Jahren des ersten Weltkriegs rückte unsere Wehr zu Bränden nach Oberarnsdorf, Mitterarnsdorf, Spitz und Grimsing aus.

 

1928: Brand in Litzendorf – 7 Häuser mit allen Nebenobjekten fielen dem Feuer zum Opfer. Unsere Feuerwehr rückte auch aus, konnte aber wegen des furchtbaren Wassermangels nicht in Aktion treten.

Der Winter des Jahres 1928 war einer der strengsten seit Jahrzehnten. Wochenlang herrschte eine Kälte zwischen -20°C und -28°C. Die Donau war wochenlang zugefroren. Die Leute gingen zu Fuß über die Donau nach Aggsbach Dorf.

 

1932: Scheunenfeuer in Aggsbach Dorf

 

1933: Brand bei Pinto – bei diesem Brand wurde ein Arbeiter durch Chemikalien verätzt und erlag einige Tage später seinen Verletzungen.

 

1935: durch Blitzschlag ein Brand im Hause Kaufmann – fast zur Gänze abgebrannt

 

1940: Bei der Vollversammlung am 11. Jänner 1940 wird die Freiwillige Feuerwehr aufgelassen. In den Jahren des 2. Weltkriegs gab es eine engagierte Frauenfeuerwehr, die Leiterin dieser Gruppe war Frau Barbara Weissenböck. Leider liegen über diese Jahre keine Aufzeichnungen vor, da diese 1945 nach Kriegsende vernichtet wurden.

 

1945-1996 

 

In den ersten Jahren nach 1945 kam es des öfteren zu Waldbränden, zu denen unsere Feuerwehr ausrücken musste.

 

1954: erneut 2 Waldbrände durch Funkenflug der ÖBB Im Juli und August 1954 gab es wieder ein großes Hochwasser. Die Fluten gingen bis über das Haus Reitter hinauf. Die Feuerwehr war volle 8 Tage und Nächte im Einsatz. Bei diesem Hochwasser stand auch das alte Feuerwehrhaus (Standort des heutigen Gemeindeamtes) ca. 1,5 m unter Wasser. Zahlreiche Geräte und Ausrüstungsgegenstände wurden von den Fluten der Donau weggeschwemmt.

 

1957: Die Vollversammlung legt fest, dass jeder Feuerwehrmann zu 2 Arbeitstagen zum Bau des neuen Zeughauses verpflichtet ist. Wer nicht arbeiten wollte oder konnte, musste 70 Schilling als Ersatz bezahlen.

 

1958: Im August werden die neue Spritze und das neue Zeughaus eingeweiht.

 

1961: Innerhalb eines halben Jahres musste unsere Feuerwehr zu 11 Flur- bzw. Waldbränden ausrücken. 10 davon wurden durch einen Funkenflug der ÖBB verursacht. Auch in den folgenden zwei Jahren kam es noch des öfteren zu Waldbränden aufgrund des Funkenfluges der Bahn. Die geschädigte Fläche betrug mindestens 13.000 m2.

 

1964: Unter Kommandant Alois Trinkl nimmt die FF Aggsbach Markt erstmals an Bezirksfeuerwehrwettkämpfen (in Spitz) teil. Auch die Landesfeuerwehrwettkämpfe werden erfolgreich bestritten.

 

1966: Brand bei Schuttablagerung; In Spitz wurde ein ungarisches Güterschiff leck; Brand bei Swierad (Explosionsgefahr)

 

1968: Bergung eines Ertrunkenen in Zusammenarbeit mit Tauchern der FF Emmersdorf

 

1970: Unsere Wehr wird zu einem Brand nach Mödelsdorf gerufen. Vom Fischteich wurde in Zusammenarbeit mit den Freiwilligen Feuerwehren von Emmersdorf, Maria-Laach, Spielberg und Gossam eine 2,1 km lange B-Leitung gelegt.

 

1975: Im Juli erneutes Donauhochwasser, ca. 1,2 m niedriger als die Rekordmarke von 1954. Die Feuerwehrmänner standen fast 600 Stunden im Einsatz.

Die FF Willendorf unterstützte unsere Wehr tatkräftig. Am Tag nach dem Hochwasser, am 5. Juli, brach bei Familie Buchegger, Schleinkhof, durch einen Blitzeinschlag um 2 Uhr Nachts, ein Brand aus. Ebenfalls 1975 wird eine Sirene angeschafft, die von nun an die Feuerwehrleute alarmiert. Bis dahin erfolgte die Alarmierung mittels eines Horns. Der letzte Hornist unserer Feuerwehr war unser Feuerwehrkamerad Franz Bauer.

 

1977: erneuter Hochwassereinsatz

 

1979: die Feuerwehr erhält 2 Zillen

 

1981: Vom 20. bis 24. Juli standen die Männer unserer Feuerwehr bei einem neuerlichen Donauhochwasser insgesamt 1026 Stunden lang im Dauereinsatz.

 

1984: Unsere Feuerwehr erhält ein Tanklöschfahrzeug mit einem 1000 l Tank (TLF 1000), welches noch heute in Dienst steht. Die Patenschaft dafür übernahmen: Fr. Hella Dworschak, Fr. Maria Kurz, Fr. Johanna Toifelhart und Fr Margarete Wilhelm.

 

1985: 3 Verkehrsunfälle auf der B3 und ein neuerliches Hochwasser im August hielten die Feuerwehrkameraden wieder gehörig auf Trab. 1986: Brand der Badehütte am Strand in Aggsbach

 

1988: Auch in diesem Jahr setzte sich der Trend fort: Immer mehr technische Einsätze durch Unfälle auf der B3, so gut wie keine Brände mehr.

 

1991: Und noch ein Donauhochwasser: der Wasserpegel war nur 50 cm niedriger als 1954. Das Wasser reichte bis zum Hotel Post. Unsere Feuerwehrmänner waren über 1300 Stunden im Einsatz. Unterstützt wurden sie erneut von den Kameraden aus Willendorf, die 429 Stunden wertvolle Hilfe leisteten.

 

1992: Mit Hilfe der Fa. Meyer (Bootsbau) wurde ein gekentertes Motorboot auf der Donau geborgen.

 

1993: Befüllen von neuen Tanks der Tankstelle Daxbacher mit 40.000 Litern Wasser

 

1994: FF Aggsbach kauft Zille von Firma Witti an; Besuch der Partnerfeuerwehr Bottropp-Boy zum 90 Jährigen Gründungsfest  mit einer Abordnung von 12Mann.

 

1995: zwei Großbrände innerhalb 3 Monate!! FF in Zintring (erste Feuerwehr vor Ort) und Nonnersdorf  bei Bränden.

 

1996: Nach 10-jähriger Abwesenheit kehrt der FF Ball wieder nach Aggsbach ins Hotel Post zurück.

 

1997-2015

 

1997: Nach nicht weniger als 34 Jahren verdienstvoller Tätigkeit als Komman-dant hat EHBI Alois Trinkl den aktiven Dienst beendet, ein neues Kommando mußte am 3. Juli 97 gewählt werden: Kommandant OBI Josef Rabl (bisher Stv.), dessen neuer Stellvertreter BI Hannes Ottendorfer (bisher Leiter der Verwaltung), dessen Nachfolger als neuer Verwalter Eduard Stummvoll (bisher Verwaltungsmeister). Außerdem übersiedelt die FF Aggsbach Markt im September in ihr neues Haus, das bis heute unser Zuhause ist.

 

2002: Wir blicken auf ein sehr ereignis- und katastrophenreiches Jahr zurück. Das Hochwasser im März – schon vergessen? – sollte nur ein kleiner Auftakt sein. Dabei wurde der Tiefbrunnen verkeimt und der Bürgermeister ersuchte uns, Trinkwasser für die Bevölkerung zu transportieren. Daraus wurde unser längster Einsatz: 4 Monate und 5 Tage lang fuhren wir insgesamt 579 km und arbeiteten 164 Stunden.

Dann kamen die schweren Regenfälle und der Endlingbach führte Hochwasser. Viele Keller, die bisher nie mit Wasser Probleme hatten, mussten in einem Nachteinsatz vom eingedrungenen Hangwasser freigepumpt werden. Ohne Pause fuhren wir dann zum Katastrophenhilfsdienst ins Kamptal, von denen wir leider frühzeitig zurück-kehren mussten.

Die Donau stieg unaufhörlich und erreichte mit einem Pegelstand von 10,87m das seit 103 Jahren größte Hochwasser. Schäden in unfassbarem Ausmaß wurden verursacht. Nach den bei Hochwässern schon hinlänglich bekannten Ausräumarbeiten mussten wir Personen mit Zillen und Motorboot bergen und Ölsperren errichten.

Allein konnten wir dies alles nicht schaffen. Die FF Willendorf, Maria Laach und Marbach, der Schadstoffzug der FF St. Pölten und das Bundesheer waren bei uns eingesetzt. Großartig war auch der Einsatz der vielen Freiwilligen und der Traktor-fahrer aus Maria Laach und Willendorf. Hervorragend wurden die Einsatzkräfte von unseren „Feuerwehrfrauen“ mit Verpflegung versorgt. Bei all diesen Helfern wollen wir uns auf diesem Weg herzlich bedanken – nur durch diese gelebte Solidarität war es möglich eine derartige Katastrophe zu bewältigen.

 

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